Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Doch keiner weiß Genaues
Seit Chat GPT im November 2022 öffentlich nutzbar wurde, wird Künstliche Intelligenz in all seinen Spielarten und Anwendungsmöglichkeiten diskutiert. Auch unter Personalentwicklern, Trainern und Beratern.
Die Faszination und das Spektrum an Möglichkeiten sind groß, diese schnelle wie universelle Form der Generierung von Texten in unsere Bildungs-Veranstaltungen einzubauen.
Chat GPT eignet sich hervorragend als Methode oder Quelle, um
- Inhalte vorzubereiten – etwa für die Erstellung einer Agenda, für Fallbeispiele, Criminal Stories oder zur Formulierung sprachlich vereinfachter Fachttexte
- im Verlauf einer Schulung Teilnehmer/innen zu inspirieren, Prompts für (lustige) Texten, Arbeitsanweisungen oder lebensnahe Situationen zu erstellen: „Schreibe einen Dialog zwischen einer Mitarbeiterin im Kundenservice, die es mit einem schwierigen Kunden zu tun hat, der einen weiteren Nachlass herauspressen will“.
- solche Dialoge in Gruppen zu analysieren, konkretisieren, nachspielen und zu verbessern. Genauso das Gespräch zwischen einer Führungskraft und einem Mitarbeiter, der sich gegen die Übernahme einer bestimmten Aufgabe sperrt.
- Ferner können wir Teilnehmer/innen zur Generierung von Bildern zu Schlüsselbegriffen anregen, etwa mit Playground AI. https://playgroundai.com/
Meine Beobachtung: Menschen über 40 verlieren zunehmend ihre Berührungsängste und probieren in Workshops oder privat gerne aus, was da so alles geht.
Sei es für die Reiseplanung, eine private Ansprache und dergleichen mehr. teil-autonomes Fahren ist für viele mittlerweile vorstellbar.
Dennoch überwiegen Skepsis gegenüber mangelnder Kontrolle, Überwachung, Datenflut und Intrasparenz sowie gegenüber Deep-Fake. Letzteres bezeichnet die kaum mehr nachweisbaren Fälschung von Fotos und Filmen, die zu Propaganda-Zwecken genutzt werden. „Nichts ist wie es scheint…“ sagte schon Bruce Willis oder Michael Butter in seinem gleichnamigen Buch über die Faszination von Verschwörungstheorien.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/michael-butter-nichts-ist-wie-es-scheint-wider-besseres-100.html
Menschen unter 20, nehmen diese neuen Möglichkeiten als normalen Bestandteil ihrer Wirklichkeit wahr und leben mit ihrem persönlichen bzw. „heimlichen Coach“. Dies leider oftmals unreflekiert und – wie bei der integrierten KI-Chat-Funktion von Snapchat – in trivial-vereinfachter Form. Etwa nach dem Motto: „Was tun gegen Warzen am Po?“
Im intensiveren Gespräch äußern sie jedoch gravierende Zukunftsängste. Viele fragen sich bereits, wie eine Zukunft mit KI aussehen wird, wenn Fahrzeuge, Gebäude digital gesteuert werden und wenn sich unsere Kommunikation immer weiter in die virtuelle Welt und in Filterblasen verlagert.
Mehr und mehr wächst in der Generation Z die Vorstellung, dass KI angesichts des politisch-religiösen und militärischen Wahnsinns, den wir ringsherum erleben, vielleicht die bessere Form der Demokratie wäre, weil sie fortlaufend Daten sammelt und Vorschläge aus den geäußerten Meinungen in bester Weise ermittelt.
https://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/kolumne-kreative-zerstoerung-ist-kuenstliche-intelligenz-die-bessere-demokratin/28519292.html
Wie können wir künstliche Intelligenz nun in der Weiter-Bildung passend einsetzen?
Ganz einfach: Zum Ausprobieren ermutigen. In unserer Methodik und Diskussion können wir folgende Themen ansprechen:
- Wie erkennen wir die Gefahren unkontrollierter Nutzung, Erstellung von Deep Fakes und Überwachung ?
- Wie bleiben wir kritisch gegenüber den Empfehlungen, von zahlreichen Apps, die uns speziell zugeschnittene Infos zu allen Life-Style-Themen anbieten?.
- Wie begegnen wir der Versuchung. Chat GPT sozusagen als unsere Hauptquelle für Infos, sozusagen als Welt-Gedächtnis zu nutzen?
- Wie schreiben wir Prompts, die tatsächlich Aussagen re-produzieren, mit denen wir weiterarbeiten können?
- Wie schreiben wir weiterhin – auch mit Unterstützung von KI – Texte, die persönlich-individuell sind und eigene Kreativität hervorbringen?
Darüber hinaus gibt es vielerlei Möglichkeiten, Software an die Bedürfnisse und den Leistungsstand des jeweilgen Lerners anzupassen und individuelles Feedback zu geben. WEB-Based-Trainings werden an Bedeutung verlieren. Dafür kommt der individuelle Lern-Bot zum Einsatz, welcher auch im Umgang mit Leistungsschwächen Rat gibt.
Die Entwicklung geht also rasant vorwärts. Mitarbeiter-Bedarfe und Skill-Management werden automatisiert erfasst, genauso Termine und verfügbare Ressourcen.
KI-unterstützter Software ermöglicht es der Personalentwicklung, den administrativen Aufwand deutlich zu reduzieren und sich mehr auf die wesentlichen Inhalte und die Rahmengestaltung für eine persönliche Lern-Begegnung von Mensch zu Mensch konzentrieren.
Ach ja, noch etwas: Tübingen ist derzeit größter Forschungsstandort in Europa, wo sich zahlreiche Menschen wissenschaftlich und praktisch mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen.
Die Ausstellung „Cyber and the City“ – im Tübinger Stadtmuseum bis Ende Januar 2024 – gibt Einblicke in die Entwicklung dieser Technologie und zeigt die Auswirkungen auf die Stadtgesellschaft. In Video-Aussagen kommen kontroverse Sichtweisen zum Ausdruck.
In einigen Exponaten und Selbst-Versuchen erlebt man, wie sich wie von Geisterhand Bild-Muster bilden und verfremden. Absolut sehenswert!
Neben vielen anderen Einrichtungen planen auch die Tübinger Grünen für die nächsten Monate eine Veranstaltungsreihe zu „KI und WIR“. In den interaktiven Vorträgen werden Themen wie KI und Bildung, Nachhaltigkeit, Demokratie, Alltagsleben bzw. Arbeit in ihrer Veränderung sichtbar. Mehr dazu demnächst.