Führungskräfte sind momentan nicht zu beneiden: Die Bereitschaft vieler Mitarbeiter/innen schwindet rapide, dauerhaft in einer Organisation zu arbeiten.  So das Ergebnis einer Studie von Mc Kinsey (2021). Demnach denkt eine Rekordzahl von Mitarbeiter/innen (40%) darüber nach, ihr Unternehmen zu verlassen, weil sie zu wenig Wertschätzung, Sinn und Einbindung während der Pandemie erfahren haben. 

https://www.mckinsey.com/business-functions/people-and-organizational-performance/our-insights/great-attrition-or-great-attraction-the-choice-is-yours

Was für Amerika, Großbritannien, Kanada, Singapor und Australien herausgefunden wurde, ist sicherlich auch bei uns zunehmend Realität. Daran bemerkenswert: Ein Großteil der Wechselwilligen hat keinen neuen Job in Aussicht. Und viele, die wechseln wollen, können dies leichter tun, ohne den Lebensort zu wechseln, denn remote-work wird zum neuen Standard.

Nun also sind Arbeitgeber aufgefordert, schnell für ein besseres Leistungsklima zu sorgen, in dem das Miteinander im Vordergrund steht.

Inwiefern kann internes employer branding diesem Trend entgegen wirken? Und welche Art der Unterstützung können bzw. müssen Geschäftsführung, Marketing, IT und Personalmanagement ihren Führungskräfte geben, damit diese nicht umgekehrt zuviel Zeit mit „Mitarbeiterpflege“ aufwenden?

Mit wenigen Fragen können Sie sich selbst einen Eindruck verschaffen, wie es mit der Stimmung in der eigenen Organisation aussieht.

  • Wie ausgiebig wird beim Mittagessen oder am Rande einer Besprechung bzw. einer internen Fortbildung über Ihre Organisation gemotzt?
  • Wie viele Ihrer Mitarbeiter/innen haben bislang jemand in ihrem privaten Umfeld empfohlen, sich auf freie Stellen in Ihrer Organisation zu bewerben?
  • Wie viele Kolleg/innen nehmen an freiwilligen Angeboten teil, die neben der Arbeitszeit für eine gute gemeinsame Stimmung sorgen sollen?
  • Wie hoch schätzen Sie den Prozentsatz an Mitarbeiter/innen 50+, die zunehmend an Rente denken oder denen von Personalseite ein  vorzeitiges Austreten nahegelegt wird?
  • wie viele Ihrer Mitarbeiter/innen ziehen es vor, weiter von Zuhause aus zu arbeiten – weniger wegen Fahrzeit und Familienbetreuung, sondern weil das Büro und die Stimmung vor Ort nicht besonders attraktiv scheinen?

Die Antworten hierauf, sei es in einer Mitarbeiterbefragung oder  im Einzel- oder Gruppengespräch ermittelt, bringen sicherlich manche Überraschung zum Vorschein.

In Verbindung mit der Entwicklung von Krankenquote und Fluktuation ergibt dies ein Stimmungsbild für das Engagement in Ihrer Belegschaft, welche sich natürlich auch auf die Kundenzufriedenheit und Zahl der Innovationen auswirkt.

Fragt man Personaler, so wird klar, dass alle Organisationen viel für das externe Bewerbermarketing tun. Darin wird oft  ein tolles Arbeitsumfeld versprochen: „Wir suchen Mitarbeiter mit Leidenschaft, Mut zu Innovationen und Spaß an Kreativität, die uns mit ihrer Persönlichkeit und Begeisterung vorantreiben..„.

Auch bietet man intern Einiges an bis hin zum Betriebskindergarten oder Reinigungsservice. Doch trifft dies wirklich die persönlichen und sozialen Bedarfe der verschiedenen Mitarbeitergruppen?

Wie offen wird nach unterschiedlichen Meinungen gefragt? Wie werden Projektteams und Aufgaben verteilt, damit junge wie erfahrene Mitarbeiter/innen aus Produktion, Service und Verwaltung einen für sie sinnvollen Beitrag leisten und sich als Teil des Ganzen füllen? Wo gibt es Chancen, sich gefahrlos auszuprobieren und zeitweilig Verantwortung mit einem Mentor im Hintergrund zu übernehmen?

Diese Erkenntnisse sind nicht neu, doch werden sie nun vielfach durch weitere Studien unterstützt. So zum Beispiel von Prof. Florian Kunze aus Konstanz, der seit Jahren auf dem Feld  „Organisational Studies“ forscht. Zuletzt hat er eine große Studie zum Home Office veröffentlicht. https://www.polver.uni-konstanz.de/kunze/konstanzer-homeoffice-studie/

Interessant sein Workshop am 19.10.21  mit Partnern und Kunden von Cum Nobis.https://www.linkedin.com/posts/dorisbeck_systemischer-tag-2021-cum-nobis-prof-activity-6857010162905948160-dSPO

Was wir daraus ableiten:  In Organisationen, die Wert auf Diversity und internes Employer branding legen,

  • fühlen sich ältere Personen in der Regel um mehr als 10 Jahre als ihr chronologischen Alter und zeigen sich entsprechend vital wie leistungsstark
  • ist das Engagement deutlich höher (eine Check-Frage hierzu lautet z.B.: Wieviel Stunden würden Sie noch arbeiten pro Woche, wenn Sie in einer Lotterie 10 Millionen Euro gewinnen würden?
  • erleben, das Aufgaben mit hoher kognitiver Anforderung von vielerlei Perspektiven profitieren, sofern die Moderation hierzu ausdrücklich einlädt.
  • haben eine deutlich größere Verweildauer und Rekrutierungsquote aus der eigenen Belegschaft heraus.
 

Weg also von der Kultur des Fehler-Vermeidens und Schön-Redens hin zu einer  Alltagswirklichkeit, in der Mut (im abgesicherten Modus) belohnt wird  und auf allen Ebenen ein Klima von Psychologischer Sicherheit gelebt wird. https://www.leadership-insiders.de/fuehrungsaufgabe-psychologische-sicherheit/

Jede Organisation kann in Verbindung von Marketing, HR und IT für ein gutes internes Employer branding sorgen und…

  • Formen der Kommunikation etablieren, die gerne genutzt werden (Messenger-Dienste wie „Just social“) und den abteilungsübergreifenden Austausch fördern, der gerade in der Pandemie gelitten hat („Kollegen informieren Kollegen“ von Festo)
  • Führungskräften und Teams Maßnahmen zum Teambuilding anbieten, welche Mitarbeiter/innen  teamübergreifend zusammen schweißt (Workshops mit kreativer Challenge)
  • Frühwarnsysteme etablieren, damit Führungskräfte und Mitarbeitende, die unzufrieden und/oder wechselbereit sind, rechtzeitig ins Gespräch miteinander gehen (Coaching-App für Führungskräfte: „Hast du diese Woche schon mit all deinen Teammitgliedern gesprochen?“)
  • Rollenvielfalt etablieren statt Statusorientierung beibehalten, so dass man auch als Führungskraft mal aus der Verantwortung rauskommt und wieder kreativ mitarbeiten kann
  • Benefits und Incentives unter Mitwirkung von Freiwilligen aus der Belegschaft kreiieren, welche die Gruppenleistung honorieren –  um den Menschen zu zeigen, das man sie schätzt und gerne behalten will.
Frank Müller

Sie kennen das Zitat von St. Exupery „Wenn du ein Schiff bauen willst… “

https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_antoine_de_saint-exupery_thema_motivation_zitat_33700.html

Von uns modern formuliert:  „Wenn du willst, dass sich Menschen in der  digitalen Welt dauerhaft engagieren, dann gib ihnen weder fixe Regeln noch viele Kennzahlen. Sondern das Gefühl, dass sie miteinander nahezu jede Herausforderung in ihrem Feld stemmen können!“

Wir beraten Sie gerne in Bezug auf alle Fragen, die sich hierzu bei Ihnen stellen mögen.

Ingo Werthmann