Wann haben Sie zuletzt in einem virtuellen Workshop herzhaft gelacht? Blöde Frage, oder?
Der Alltag vorm Bildschirm und im halbleeren Büro ist eine ernste Angelegenheit! Gab es zu Beginn der Corona-Pandemie noch viele nette Videos und Witze, lacht heute kaum jemand mehr während der Arbeitszeit. Mit wem auch, worüber und ohne physischen Kontakt? Da fehlt die Resonanz.
Führung und Zusammenarbeit im hybrid-Modus würden davon profitieren davon, wenn sich alle wieder etwas mehr einbringen: Mit kleinen Pannen-Geschichten und Frotzeleien, die belegen: wir mögen uns und können gut miteinander!
Ganz klar: Microsoft Teams und andere virtuelle Plattformen erhöhen die Effizienz auf Entfernung. Wer käme da auf die Idee, mit Selbst-Ironie über eine eigene Panne zu berichten und das Komische darin zu betonen?
Vielmehr schweigt man geflissentlich, wenn der Gegenüber merkwürdig in die Kamera stiert oder wenn sich jemand in einer virtuellen Besprechung ungeschickt ausdrückt.
Esprit und Spontaneität. kommen somit im virtuellen Raum selten vor, die meisten halten sich zurück: Man könnte sich ja als ungeschickt zeigen.
Selbst diejenigen Mitarbeiter/innen, die vor Ort sind und sich locker direkt austauschen könnten, kommunizieren mittlerweile meist via Chat, Mail oder Videokonferenz. Es ist eben bequemer.
Auf lange Sicht fehlt jedoch die absichtslose Kommunikation und der Spass als Bindemittel von Teams.
Humor kann verkrampfte Stimmung lösen, jemand entwaffnen und uns bei Krisen neue Zuversicht geben. Da wo gelacht wird, lassen wir uns gerne nieder. Auch auf Fotos präsentieren wir uns meist lachend. Die Botschaft dazu: Mit mir kann man gut Kirschen esse (oder klauen) und angenehme Zeit verbringen.
Insofern ist es ein gutes Zeichen, wenn Scherze und Wortspiele am Rande und während einer ernsthaften Besprechung hin und her fliegen. Denn es ist Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung – sofern es nicht auf Kosten einzelner geht.
Und es braucht keine Studie, um zu wissen, dass nahezu jede Arbeit leichter erledigt ist, wenn man sich gegenseitig zwischendurch auf die Schippe nimmt.
Wie kann man als Führungskraft und Teammitglied also mehr Humor reinbringen, ohne dass es aufgesetzt oder daneben wirkt?
Sich den guten alten Lach-Sack an seinen Arbeitsplatz stellen und ihn gelegentlich aktivieren? Jeden bei seiner Arbeit schräg von der Seite ansprechen, so dass dieser für einen Moment den Glauben verliert? Besser nicht!
Soll man etwa einen Comedy-Profi zur Auflockerung in ein virtuelles Meeting einladen? Ein Versuch wäre es wert!
Sicherlich kann man auch an Humor-Trainings teilnehmen, wie es das deutsche Humor-Institut sogar online anbietet. Übrigens ein wunderbar deutscher Name – mit Absicht so gewählt! https://www.humorinstitut.de/
Spannend ist auf jeden Fall ein Improvisationstraining im Rahmen von Business-Theater, wie es beispielsweise die „Steife Brise in Hamburg anbietet. https://steife-brise.de/
Ein bisschen Humortraining gefällig?
Ergänzen Sie bitte ohne große Überlegung folgende Passagen:
- Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, sollte man…
- Gestern hättet ihr einen Esel live erleben können, dieser…
- Warum tun sich Männer eigentlich so schwer mit Einparken…?
- Einer meiner größten Reinfälle oder Torheiten in den letzten Jahren war…
- Wenn ich so schnell arbeiten könnte wie Sie…, dann…
Und wie könnte man folgende Aussagen mit Humor kontern:
„Mittagessen wird überbewertet“ (Führungskraft, der die Pause eher unwichtig ist.)
„Nun, Vertriebler erzählen viel, wenn der Tag lang ist“. (Vertriebschef auf die Beschwerde eines Innendienstlers)
„Wissen Sie, Sie alle haben zu 100% recht!“ – Vorgesetzter in einem kontroversen Meeting
Wie auch immer Sie diese Anfänge ergänzen würden:
Wenn Sie in einem innerlich entspannten Zustand sind, fällt es Ihnen leicht, jedwede Äußerung oder Frage in irgendeiner Weise mit Humor fortzusetzen – ohne jemand persönlich zu brüskieren oder zu diskriminieren.
Allerdings nicht unter Stress. Hier gibt es sogenannte Not-Sätze: „Die einen sagen so, die anderen so…“
Es geht bei Humor nicht primär um Sinn und Korrektheit, sondern um kleine Irritationen und ungewöhnliche Perspektiven, die für einen Moment das Chaos dieser Welt zulassen und würdigen.
Meister eines solchen Humors waren bzw. sind beispielsweise:
Peter Ustinov, Helmut Karasek oder Eckart von Hirschausen. Hier eine Kostprobe des letzteren: https://www.youtube.com/watch?v=mpotVEXNyYA
Vier Tipps für mehr Humor im Alltag von Führung und Zusammenarbeit im virtuellen Raum.
- Führen Sie als Leitungskraft in einer Besprechung zu Beginn oder gegen Ende ein Ritual ein: Wer hat gerade eine lustige Begebenheit in- und außerhalb der Arbeit oder zuletzt einen guten Witzen gehört, ( en man hier erzählen kann)? Bringen Sie eigene Pointen mit, doch bitte nicht krampfhaft einstudiert!
Beim 1. oder 2. Mal werden sich viele etwas zieren. Doch nach 3-4maliger „Wiederholung schmilzt das Eis. - Stellen Sie Sachverhalte – zunächst in Ihren Gedanken, dann ggf. laut in einen originellen Kontext: „wie würde ein solches Problem im Zirkus gelöst werden? Wie in der Fernsehshow mit schrägen Erfindern? Was sagt unsere Hausmeisterin dazu?“
Dadurch entstehen sofort mehr Sichtweisen, manchmal auch Lacher und das Gespräch geht leichter weiter. - Nutzen Sie Humor (nicht Ironie oder Sarkasmus!) bei Kontroversen: Sagen Sie nicht gleich „Ja, aber“, wenn etwas nicht Ihre Zustimmung trifft. Sondern ermutigen Sie Ihren Gegenüber einladend lächelnd: „erzähl ruhig weiter…“
- Gehen Sie punktuell in die Übertreibung, gerade wenn etwas schlecht gelaufen ist oder sich jemand ausufernd rechtfertigen will: „Ja, Sie haben völlig recht. Der Präsentationsraum war ungeeignet, der Beamer laut und lichtschwach, die Zuschauer schon müde – ohne Ihren engagierten Vortrag wäre überhaupt nichts gelaufen! „(und nach einer Pause: „Nein ganz im Ernst, so schlecht war es nicht…“)
Fazit: ein netter Joke, ein offenes Auge und Ohr für merk-würdige Situationen, manchmal ein charmant-freches Wort ohne hintergründige Gemeinheit sind für jedes Gespräch eine Bereicherung.
Auch und gerade virtuell. So wie passende Gewürze jede Mahlzeit veredeln. Man muss ja nicht gleich das ganze Salzfass drüber streuen.
Und was tun, falls man sich mal vergaloppiert?
Dann ist es ein Zeichen von Kompetenz, den Gegenüber um Nachsicht zu bitten.
So wie mein Großvater es früher getan hat: „Wissen Sie, ich musste bis heute früh um 5:00 Deutschaufgaben meines Enkels lösen helfen. Ich weiss nicht, wie das weitergehen soll – dabei ist er erst in der dritten Klasse!“
In diesem Sinne wünsche ich mir weniger Rechtschreibfehler und Ihnen Hals- und Humorbruch!