4. Unser Besuch und sportlicher Einsatz in einer privaten Grundschule

George, unser Gastgeber führt uns mit Medin, dem Leiter für den Unterricht, durch die Step Up Primary- School. Diese liegt in einem Stadtteil von Masaka.

Vor COVID waren hier über 400 Schülerinnen und Schüler, davon mehr als zwei Drittel mit Übernachtung. George beklagt, dass 90 % dieser Kinder nach der Aufhebung der staatlichen Beschränkungen von über 1,5 Jahren nicht wiedergekommen sind. George kann die Gründe hierfür nicht nennen. 

 
Wahrscheinlich arbeiten diese mittlerweile irgendwo als fliegende Händler oder sie passen Zuhause auf ihre Geschwister auf – ohne Perspektive.
 
Der Lock down hat das Elend für das gesamte Land verstärkt. Millionen von Kindern müssen wieder bei Null starten. Und das in einem höheren Alter, wo sich die kognitive Lernfähigkeit erst wieder neu bilden muss.
 
Der Unterricht findet übrigens täglich statt – auch samstags und sonntags. Die pädagogischen Mittel sind bescheiden.
 
Die Kinder haben nur kleine Hefte zum Abschreiben der Tafelanschriebe. Einen eigenen Text zu schreiben, ist nicht üblich. Die ganze Klasse antwortet ihrem Lehrer meist im Chor. So werden Fakten auswendig gelernt, ohne die Hintergründe zu kennen.
 
Die Prüfungen sind hart und es schaffen nur wenige, auf die nächsthöhere Schule zu kommen. Dies ist ein Überbleibsel des früheren britischen Schulsystems. George und die Kollegen versuchen, dieser kolonialen Lernformen entgegen zu wirken, soweit es unter diesen Bedingungen machbar ist.
 
Alle anderen Räume sind gleichfalls winzig. Sowohl das Büro des Schulleiters, das Lehrerzimmer wie die primitive Kochstelle, die derzeit zwischen 2 Schlafsälen steht. Die Kinder (6-11 Jahre) müssen in der Schulklasse essen, denn es existiert kein Speiseraum.
 
Es gibt täglich eine Art Brei und Bohnen zu essen. Abwechslung ist kaum möglich, außer George bringt Bananen und Gemüse mit von seinem Grundstück. Die Küche, die Fahrzeuge und Gebäude sind alle marode.
 
Die staatlichen Behörden wollen zudem, dass die Schule in den nächsten 5 Jahren modernisiert und zweistöckig ausgebaut sei muss, damit sie die Standards in Massaka erfüllt, die für alle Originalschulen seit kurzem vorgegeben sind. Dies ist fast unmöglich, doch Aufgeben ist für George keine Alternative.
 
Allein die stabile Wasserversorgung ist ein riesiges Problem, wie George erklärt.

Sport ist eine Sprache, die alle verstehen und die uns verbindet

Vor der Reise haben wir reichlich Sportgeräte vom TV Rottenburg und TuS Ergenzingen bekommen Vielen Dank!
 
Damit können wir zu viert den Kindern an mehreren Tagen Yoga nahebringen und die Anfänge von Badminton, Basketball und Volleyball spielerisch vermitteln.
 
An den ersten zwei Tagen ist dies noch chaotisch, doch mittlerweile verstehen die Kinder die jeweilige Spielidee. Nun sind sie sozial wie motorisch in der Lage, die Bälle im Spiel zu halten. So stellen sie sich auch ohne uns im Kreis auf und achten auf die Einhaltung der Regeln.
Mit jedem Spiel entwickelt sich auch die Methodik weiter, die wir in jeder Sportart auf diese elementaren Ebene einführen.

Natürlich ist dieser Impuls nur kurzfristig und mit hohem Personaleinsatz möglich, den du Christiane, Jasper und Niklas ich aktuell einbringen – was im Alltag für die Lehrkräfte wahrscheinlich nicht machbar scheint.
 
Doch langsam beißen einige an und sie sind mit Spaß dabei. Einige von ihnen wollen danach mit diesen Sportarten weitermachen. Wer weiß, welche Talente am Ende daraus entstehen!
Yoga eignet sich zudem hervorragend zum Beginn eines jeden Schultages, um Beweglichkeit und Konzentration gleichermassen zu fördern. 
 
Der Schulleiter freut sich über unsere Spende von 1200 € (Doris und Hanna). Damit wollen Sie das Spielgelände (100 m entfernt von der Schule) einzäunen und weitere Spiel – wie Sportgeräte anschaffen.
 

Der Kindergarten als besserer Familienersatz

Medin zeigt uns ferner den dazugehörigen Kindergarten. 

Analog zur  Schule schlafen 60 Jungs beziehungsweise Mädchen pro Schlafsaal. Sie werden jeweils von einem Erwachsenen betreut.
 
Wir können uns wahrscheinlich erst vorstellen, wie hier der Alltag verläuft und welche Disziplin dazu nötig ist, wenn wir einmal 24 Stunden dabei sind. Jasper will diesen Selbstversuch machen. 
nur für etwa zwei Drittel der Kinder bekommt die Schule Geld. Doch die Kinder werden nicht zurückgeschickt, wenn die Eltern nicht zahlen können. Manchmal geht es auch durch Naturalien.
 
Wenn die Lehrkräfte feststellen, dass ein Kind depressiv ist oder über Gewalt berichtet, besucht, Rubina die Familie. Sie baut zunächst eine Freundschaft auf und gibt dann Empfehlungen, die von den Eltern auch häufig befolgt werden. So ist dies auch eine Art von Sozialarbeit. 
 
Nun zur Gretchenfrage: Was würden sich Medin und George am meisten wünschen?