Der Überfall Russlands am frühen Morgen des 24. Februar 2022 markiert eine Zeitenwende und lässt niemand kalt.  In den Medien werden alle möglichen Auswirkungen und Reaktionsmöglichkeiten diskutiert. Waffen liefern oder abwarten, Verhandeln – ja, doch mit wem? Wer versucht die Krise, zu seinen Gunsten zu nutzen?

Was ist die beste Strategie und wie muss man diese ständig neu ausrichten, wenn selbst der Besuch des UN-Generalsekretärs António Guterres in Kiew mit Bomben von Putin gekontert wird?

In zahlreichen Trainings zu Konfliktmanagement habe ich mit TeilnehmerInnen seit Februar 2022 überlegt, wie man einer weiteren Eskalation in der Ukraine bzw. Europa vorbeugt und mit dem Aggressor in vernünftiges Fahrwasser zurückkommt.

Gerade bei Nachwuchskräften, die sich an den weltweit verteilten Standorten ihrer Unternehmen virtuell zugeschaltet haben, sitzt der Schock tief, ist das Unverständnis groß.

Die teilnehmenden Personen aus Indien, China, England oder Korea stellen unisono fest, dass wir ähnliche Bedürfnisse im Alltag haben und generell  bereit sind, berufliche wie private Spannungen im Gespräch zu klären, Kompromisse einzugehen und gemeinsame Lösungen zu suchen.

Zeiten-Wende also auch für uns. Derzeit erleben gerade friedensbewegte Menschen die bittere Wahrheit dessen, was schon Willhelm Tell in Schillers‘ Werk auf den Punkt gebracht hat: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Ähnliches sagten schon die Römer: „Wer den Krieg vermeiden will, muss sich in Friedenszeiten darauf vorbereiten.“

 

Offensichtlich sind die Kriegsparteien erst dann zu ernsthaften Verhandlungen bereit, wenn der Einsatz von Waffen keine weiteren Vorteile mehr bringt. Möge dieser Punkt bald erreicht sein.

Zwar sind wir nicht direkt vom Krieg in der Ukraine betroffen, doch die Auswirkungen sind spürbar und werden weltweit zur Ernährungskrise und zu Blockbildung führen. Das Gute daran: Die Sicherheits-Allianz der Demokratien wird  fester und die Bereitschaft zur alternativen Energieversorgung.

Sich durchsetzen wollen – gegenüber Mitmenschen, Kunden, Lieferanten, Kollegen oder anderen Staaten – sollte also nicht zur Maxime für unser Handeln werden. Denn schnell ist man bei Engpässen auf den anderen angewiesen.

Folglich geht es mit gegenseitiger Unterstützung deutlich besser, insbesondere wenn alle Beteiligten ihren Anteil am Problem erkennen, dem Gegenüber ausreichend Spielraum lassen und ihm prinzipiell positive Absichten unterstellen.

Dänemark  zeigt, wie es geht. Es ist wohl das erste Land der Welt, das ein grünes Kraftwerk nicht nur national, sondern für Europa auf den Weg bringen wird. Mehr davon!