3. Zinulula – eine neue Schule entsteht mit deutscher Beteiligung

Nun also stehen wir auf dem Gelände der neu gegründeten Schule Zinulula. Das Gelände ist mit Außenbereich insgesamt 5 ha groß. Mango,bäume und Bananenstauden möglich ist, die Verpflegung der Kinder aus eigenen Mitteln zu gewährleisten. Den Grundriss hat Frank, der Schulleiter, entworfen.

Die Räume sind großzügig und hoch, um eine gute Belüftung und Schatten zu gewährleisten. Rampen und breite Türen ermöglichen auch Kindern im Rollstuhl den Zugang.

Im Innenhof können Veranstaltungen aller Art stattfinden. Eine Solaranlage ist in Planung, um die eigene Energieversorgung herzustellen. Zinulula startet im Februar  – zunächst nur mit 1-2 #Grundschulklassen. Ein Kindergarten soll später hinzukommen.

 
 

 

 
 
Der Name Zinulula bedeutet in der Landessprache „Kümmerer“. Dies inkludiert alle Kinder und erfolgt auf gegenseitige Basis alle Menschen, die hier künftig lernen und arbeiten werden
 
Und wofür steht Zinulula aus Sicht der Kinder aus der Umgebung?
 

Wir sind beeindruckt von den gestalterischen Ideen, die in der Anlage verwirklicht sind. So in den Klassenräumen.

Die Räume sind groß und hell, und die Kinder sitzen jeweils an Zweier-Tischen, die schnell zusammen geschoben werden können. Dies ermöglicht es, in Gruppen zu arbeiten, was hier sehr ungewöhnlich ist

Für die Lehrkräfte ist mehr Platz vorgesehen, damit sie ihre Vorbereitungen und Konferenzen besser durchführen können.
 
George, unser Gastgeber  begleitet mit Rubina das Projekt und sieht Möglichkeiten, wie die Lehrer der lokalen Schule vom Austausch mit Zinulula profitieren können.
Die Schule als solche schon gut konzipiert doch nicht zu weit abgehoben vom Standort anderer Schule in der Region. Entscheidend ist letztlich die Pädagogik.
 
Wie kann es in zehn Jahren hier aussehen? Und was ist die Rolle von Ulla, ehemalige Schulleiterin aus Baden-Württemberg, bei diesem ambitionierten Vorhaben?

„Ich bin, weil wir sind“. Der Weg, eine moderne Schule in Uganda aufzubauen.

Wer von uns hat es gewagt, etwas komplett Neues im Bildungssystem eines fremden Land aufzubauen? Natürlich die Kirchen in aller Welt. Dies stets mit der Absicht, die Bevölkerung zu missionieren und den eigenen Einfluss zu vergrößern. Doch es geht auch ohne den Segen des Katholizismus.

Pionierarbeit in der Pädagogik ist also unser Thema. Am 27. Dezember fahren Christiane und ich mit Rubina zu Ulla und Frank. Er hat zehn Jahre in Deutschland gelebt und in Ludwigsburg an der PH ein Pädagogik-Studium absolviert.

Ulla ist ehemalige Schulleiterin aus Nähe von Tübingen. Während der letzten sechs Jahre ihrer Tätigkeit in Stuttgart hat sie dort an einer Realschule die Zahl der Schülerinnen und Schüler vervierfacht. Zudem wurde ihre Schule für ihre kooperative Lernpädagogik in Baden-Württemberg ausgezeichnet.

“Was kannst du alles? Und was möchtest du hier in dieser Schule einbringen?“ So lauten ihre Fragen, wenn sie neue Lehrkräften – wie jetzt im Dezember in Massaka  -rekrutiert.

Gemeinsam wollen Ulla und Frank mit der administrativ Unterstützung von Rubina hier eine Schule aufbauen, die nach modernen pädagogischen Prinzipien funktioniert. Zudem werden Kinder mit körperlichen und psychischen Einschränkungen aufgenommen.

Der Name der Schule:„Zinunula“. Es bedeutet – aus dem Ugandischen übersetzt: Der Kümmerer.

Für dieses einzigartige Konzept einer Inklusionsschule hat das Leitungstrio Fördergelder aus der EU bekommen. Mittlerweile ist die Schule baulich fertig (ein Foto hiervon folgt demnächst). Hier weitere Informationen. https://zinunula.org/verein

Weshalb ist solch eine Schule hier so wichtig und neu? Traditionell werden behinderte Kinder in den Familien eher zurückgehalten beziehungsweise versteckt. Dahinter steht der Glauber, dass dies eine Bestrafung Gottes sein könnte. 

Der Start ist für Februar 2023 geplant. Etwa 50 sechs- bis achtjährige Kinder aus der Umgebung sollen dann häufig in Gruppen arbeiten, um früh an kleine Lernaufgaben und Problemlösungen herangeführt zu werden.

Dies unterscheidet sich grundsätzlich vom frontalen Lehrstil in nahezu allen Schulen.  Aufgrund der großen Kinderzahl (bis zu 150) und Raumenge in engen Schulbänken praktizieren die Lehrkräfte vielfach das einfache Vor- und Nachsprechen der gesamten Klasse. Ein Eingehen auf einzelne Kinder ist so kaum möglich. 

Wir sprechen heute zu fünft über die Phase der Vorbereitung. Wie kann man nun die vier neu gewonnenen Lehrkräfte als Team mit Frank als Schulleiter zusammen bringen?

Es sind drei Seminare mit jeweils zwei Tagen im Januar mit Übernachtung geplant. Das erste  Seminar ist dazu gedacht, das Teambuilding zu fördern und eine Vision für diese neue Schule entwickeln.

Frank soll in seiner Rolle als Schulleiter etabliert werden. Denn er ist es, der im Alltag die Weichen stellt und dessen Beispiel alle anderen inspirieren soll.

Wie  kann eine solche Vision aussehen, wenn ein Bild von den Möglichkeiten in der Pädagogik bislang in Uganda nur in Ansätzen vorhanden ist? Wie lässt sich dies für die Lehrkräfte praktisch vermitteln?
Ulla als externe Trainerin dieser Fortbildung hat das Konzept der Fortbildung erstellt. Doch was bedeutet dies für die Unterrichtspraxis?

Sie zeigt spontan, wie man mit einer Handpuppe die emotionale Identifikation zu den Kindern aufbaut und im Rollenspiel  mit sich und der Gruppe sofort Aufmerksamkeit erreicht.

Wir in der Fünfer-Runde sind fasziniert und steigen in ihr Spiel ein. Schnell ist klar, dass gemeinsames Lachen das Lernen erleichtert. Das Handpuppenspiel eignet sich ferner hervorragend dazu, soziales Verhalten bei schwierigen Alltagssituationen mit den Kindern zu thematisieren oder alle über das bewusste „Dumm-Stellen“ der Puppe zu Reaktionen zu ermutigen.

Ich zeige, wie der Umgang mit Buchstaben spielerisch gestaltet werden kann. Etwa, indem Kinder jeweils einen Buchstaben im Körper darstellen lässt und wie sie einfache Wörter durch durch mehrere Kinder darstellt jeweils allein oder zu zweit einen Buchstaben.

Rubina, welche als lokale Begleiterin dieser neuen Schule agieren wird, nimmt  diese Möglichkeiten mit großen Spaß auf und probiert es sogleich aus. 

Innerhalb einer guten Stunde ist der konzeptionelle Ansatz, den Ulla entwickelt hat, für alle nachvollziehbar.

Das zweite Seminar, etwa eine Woche später, dient dazu, die pädagogischen Grundlagen zu vermitteln, die hinter unserem Alltagshandeln als Lehrkräfte stehen. So ist das Kind nicht etwas, was man zu formen hat. Sondern es hat bereits seine Persönlichkeit und seine Neugier und Lernoffenheit ist anzuregen, damit es sich als selbstwirksam erlebt

Im 3. Seminar wird die Vielfalt einer Möglichkeiten einer anregenden Methodik an konkreten Beispielen erarbeitet. Das vierte Seminar wird später folgen und das Thema Inklusion und den Umgang mit körperlichen beziehungsweise geistigen Behinderungen behandeln.

Zum Start gilt es, zunächst das Gerüst dieser neuen Schulform zu etablieren, bevor man sich an diese Herausforderung heranwagt.

Denn es sind die Eltern und Schulbehörden davon zu überzeugen, dass dieser Weg  gut ist und sich die Schule langfristig bewährt. Lehrkräfte anderer Schulen sind zu Folge-Seminaren eingeladen, sobald der Pilot Versuch geglückt ist.

Die Alltagsarbeit wird zeigen, wie das Lehrerteam die Hürden im Alltag nimmt. Ulla steht nach ihrer Rückkehr nach Deutschland – als virtueller Coach zur Verfügung.

Wir sind gespannt auf die nächsten Berichte über die Erfahrungen und Fortschritte von Zinunula! 

Wie hält man so eine Schule am Leben? Wie halten sich die Menschen über Wasser?

Nichtsdestotrotz sagt James: „Wir leben dort frei und genießen jeden guten Moment. Ihr Europäer habt die Uhr, wir die Zeit.“

Meine Famile ist gespannt auf die vielen Begegnungen und wir haben im Vorfeld gute Unterstützung erhalten. So viele kleine Sportgeräte vom TV-Rottenburg, Kleidung von Freunden, tolle Lernspiele von Haba, Stifte und Schreibutensilien der Stiftung „Stifte stiften“, Seifenblasen von Pustefix als Geschenk für Weihnachten.

Ich freue mich darauf, den Kindern der Familie  Schwimmunterricht zu geben. Doch nicht in Seen (Bilharziose!), sondern im Pool eines Hotels.

Wir sind eingeladen auf eine Hochzeit, nehmen an Gottesdiensten teil und werden sicherlich vieles vor Ort erleben. Zwei Safaris mit Freunden sind geplant – zum Viktoriasee und in Nationalparks.

Also eine Reise, die bildet und uns hoffentlich mit vielen Erkenntnissen bereichert.

Mehr Berichte dazu demnächst auf diesem Blog!