Was Führungskräfte vom Mannschaftssport lernen

TV Rottenburg - TV Bühl (Foto: Klaus Hirsch, Rottenburg)

Am Samstag, den 6. Februar  2017 besiegten die Volleyballer des TV Rottenburg im Erstliga-Spiel das Team von TV Bühl, dem Rivalen aus Baden, klar mit 3:0.

Aussschlaggebend sind Einsatzwille des jungen Teams und Mut des Trainers (Hans-Peter Müller-Angstenberger), auf bestimmte Spieler zu setzen. Die Halle tobt.

Ausführlicher Bericht zum Spiel: http://www.gea.de/sport/weitere+sportarten/tv+rottenburg+/eine+grossartige+mannschaft.5187753.htm

Hier erhalten Sie Einblick in meine Prozessbegleitung der Rottenburger Bundesliga-Volleyball-Mannschaft der Herren (von 2015 – 2017).  

Vorab wird mit dem Trainerteam geklärt: Was ist meine Aufgabe als Coach im Hintergrund?

Dem Erstliga-Trainer ist wichtig, die Kommunikation im Team und mentale Stärke einzelner Spieler insbesondere in den Druckphasen im Wettkampf zu verbessern. Auch die studentische Leichtigkeit der jungen Spielertruppe soll angereichert werden durch eine professionelle Haltung. Wir agieren clever und kämpfen um jeden Ball!

Nach einem lockeren Auftakt mit der Mannschaft und Einzelgesprächen inklusive einer psychologischen Selbsteinschätzung geht es an die Praxis, jeweils vor dem offiziellen Training.

In komplexen motorischen Übungen lernen die Spieler, sich frei zu machen vom rückwärtsgerichteten Denken, etwa von Fehlern, die manchen noch lange beschäftigen.

Mit der Zeit wird im Wettkampf erkennbar: Auch nach verschenkten Punkten werden die Spieler nicht mehr „fest“ aufeinander.

Gezielt wird mit einigen Spielern daran gearbeitet, in kritischen Situationen Verantwortung zu übernehmen und klar zu kommunizieren: Spiel mir den nächsten Ball!“

Doch ein gegnerischer Angreifer, den man nicht in den Griff bekommt, können einen hoffnungsfroh begonnenen Satz schnell kippen lassen. Die Auszeit – ist daher eine wertvolle Zäsur, um

innerhalb kürzester Zeit Alternativen für Abwehr, Zuspiel und Angriff festzulegen. Agilität ist also der Schlüssel zum Erfolg.

Komplexe motorische Übung
Entscheidend ist die Nähe zwischen Trainer und den Spielern

Sportler mit dem Züricher Ressourcen Modell mental stärken

Doch wir gehen weiter: Ziel ist es, mit jedem Spieler ein Bild mit einer affirmativen Botschaft zu etablieren, auf das er Bezug nehmen kann, wenn es im Training oder auf dem Feld nicht gut läuft. Hierzu wählen wir das Züricher-Ressourcen-Modell.

Aus einer Serie von Fotos (Tiere, Landschaften, Menschen) wählt Spieler spontan dasjenige, das ihn emotional anspricht und in dem sich Qualitäten wiederspiegeln, die in der Sportart von Vorteil sind.

Einer der Mittelblocker wählt den Leuchtturm. Dieser repräsentiert Stabilität im Block bei gegnerischen Angriffen. Zugleich interpretieren wir die anprallenden Wellen als sein Kraft-Potenzial beim eigenen Angriffsschlag.

Ein anderer sucht sich das Bild eines Wellenreiters aus. Sein Satz dazu: „Ich entscheide mich, welche Welle ich nehme. Mal verpasse ich eine oder werde runter geworfen. Doch ich bleibe dran und irgendwann geht es wie von selbst!“

Was kann man aus einem solchen Spitzensport-Team für den Führungsalltag in einer Organisation ableiten?

Aus der Beobachtung des Teams, aus Übungen und Gesprächen mit Spielern und dem Trainer ergeben sich wertvolle Prinzipien für die Führung von Teams in jedweder Organisation. Denn wo ist ein Vorgesetzter schon so nah dran an seinen Mitarbeitern wie ein Trainer an seinen Spielern, dass er an der Körpersprache erkennt, wie gut die aktuelle Leistung und Stimmung jedes einzelnen ist?

Hier weitere Ableitungen:

  • Wie baut man einen Zielhorizont (über eine Saison) auf, der motivierend ist, ohne zu überfordern nachlassendem Engagement führt, falls sich der Erfolg nicht einstellt?
  • Wie hält man über viele Monate im Training und bei gemeinsamen Aktivitäten ein Leistungsklima aufrecht, das den optimalen Mix von Willenskraft, Leidenschaft, Fokussierung und Lockerheit herstellt?
  • Wie geht man mit Krisen um – bei einzelnen Spielern oder im Team, wenn sich Spannungen entwickeln, welche sich unweigerlich einstellen, wenn der Erfolg ausbleibt und manche denken, sie würden es besser machen?
  • Wie kann man auch bei einem Projektteam passende kurz-zyklische Reflexionsschleifen einbauen und schnelle Anpassungen vornehmen, wie bei der Auszeit im Volleyball?
  • Wie fein müssen Anweisungen und Tipps des Trainers dosiert sein, damit sich ein Spieler daran hält und er zugleich im Wettkampf offen bleibt für bessere Alternativen?
  • Wie kann/muss man als Führungskraft das Umfeld gestalten, damit Störreize gering bleiben, die Rückendeckung bei Misserfolgen gesichert ist und eine beschlossene Strategie vorerst beibehalten wird?

Gerne gebe ich hierzu meine Erfahrungen weiter – für Sportler/innen genauso wie für Spitzenteams in Unternehmen!