1. Der Start – Weihnachten in Uganda

Die ersten Eindrücke nach vier Tagen

Weihnachten in Uganda, nah am Äquator, bei 30° und starken Regenfällen zwischendurch – wer hätte das gedacht!

Anders als Touristen oder Forschungsreisen, die natürlich andere Dinge erleben und bestimmte Ziele haben, sind wir als Freunde der Familie von James wunderbar aufgenommen worden.

An Heiligabend feiert Robina ihren 57. Geburtstag. Zur Vorbereitung kaufen wir vieles in der Kleinstadt Masaka ein, die chaotisch, wild und lebendig zugleich ist.

Anfangs sind wir unsicher und trauen uns nicht, von irgendwelchen Speisen auf der Straße zu kosten. Das Geldwechseln in einer Bank ist schwierig. Meine Mastercard hilft uns nicht.

George, ihr Ehemann und Schulleiter führt uns mit seinem Auto durch die Stadt und über sein Bankkonto bekomme ich auch ugandische Schilling: 1 Million! Dies entspricht etwa 300 Euro.

Am Masaka Sport Club stoppen wir und werden sofort für das abendliche Fußball Training eingeladen. Jasper und ich spielen nach Farben aufgeteilt  im Spiel 10:10 gut  mit und sind voll integriert.

„Kommt ihr morgen wieder? Dann seid ihr Mitglied in unserem Club!“ So lauten am Ende die Frage bzw. Hoffnung auf eine finanziellen Unterstützung am Ende. „Let me think about it“ ist unsere diplomatische Antwort.

Trotz aller Warnungen (aus Deutschland) fahren wir mit dem Motorrad – Taxi zurück, d.h. zu dritt und ohne Helm. Dies im Dunkeln bei flexiblen Verkehr. Doch wir fühlen uns so sicher wie bei uns auf der Achterbahn. Ernsthaft! Wir beschließen, unserem Fahrer wie dem TÜV zu vertrauen. Denn „Boda Boda“  ist hier die bevorzugte Fortbewegungsart.

Das Weihnachtsfest mit all den Familienangehörigen verläuft wunderbar einfach und entspannt. Mit dem Geld, dass wir Robina gegeben haben, kauft sie sieben Hühner ein, die lebend im Kofferraum transportiert werden.

So hart die Realität: Am nächsten Morgen verlieren diese während unseres Frühstücks ihren Kopf. Nach mehreren Stunden Kochens bekommen alle satt zu essen. 

Aus unserem Geschenk-Koffer kann sich jedes der 12 Kinder ein kleines Spiel, Sport aussuchen. Die Fußballschuhe, der dazugehörige Ball, ein paar Batman Schläger oder auch das Glas Nutella sind der Hit. Alle bekommen zudem einen Pustefix-Becher für Seifenblasen.

Christiane schenkt George übrigens eine ihrer drei Lesebrillen, die er sehr gut brauchen kann. Doch woher das Geld dafür nehmen, wenn es für anderes  dringender gebraucht wird…

Morgens um 7:00 sind wir vorher in einer anglikanischen Kirche beim Weihnachtsgottesdienst dabei. Die zweistündige Feier besteht aus einem ständigen Wechselspiel von Gesang und Gebet.

Die lange Predigt des jungen Pfarrers fasziniert uns, obwohl wir nur die wenigen Passagen in Englisch verstehen. Es gelingt ihm, die Gemeinde mit seiner Gestik und schrägen Aussprüchen zum Lachen zu reizen, um sie nach einer Kunstpause an den Ernst der Lage und die Armut rings herum zu erinnern.  

Wir fühlen uns wie in einer Show, bei der es auch darum geht, großzügige Geldgaben von allen Gemeindegliedern einzusammeln.

Wir haben schon in diesen ersten Tagen viele Einblicke erhalten. In das Schulsystem, zu den Folgen von Aids und Alkoholismus, über die korrupte Politik und dergleichen mehr.

Jovia, die jüngste Tochter, studiert Jura und berichtet ausführlich vom Leben als Studentin und den Schwierigkeiten, anschließend einen Job zu finden. Die Arbeitslosigkeit in Uganda liegt bei nahezu 80 %, wenn man die vielen Gelegenheitsarbeiter und Tagelöhner hinzu rechnet.

Zugleich hat Uganda offensichtlich alles an Ressourcen, um sich gut zu entwickeln. Wir sprechen mit der Familie offen über diese Punkte und fühlen uns willkommen. Oder in den Worten von George ausgedrückt: „Wenn ihr in Afrika seid, habt ihr hier  euer Zuhause.“

Heute folgt der Besuch beim Bischof dieser Diözese, der mit George und Robina befreundet ist. Dies findet auf seinem Privatgebäude statt. Wir sind sehr gespannt, wie der Nachmittag verlaufen wird.

Morgen sind wir  dann von Ulla und Robina eingeladen, bei deren Konzeption der Unterrichtsplanung für die inklusive Schule mitzuarbeiten, die hier mit deutscher Beteiligung großzügig aufgebaut wird und eine moderne Pädagogik anstrebt.

Was uns  besonders freut: Jeder Tag hier zählt „irgendwie“ doppelt. Auch deshalb, weil wir als Familie – ähnlich wie in Brasilen vor zehn Jahren – angekommen sind. Im einfachen, harten wie herzlichen Alltagsleben von Menschen, die – trotz großer  Hürden – nicht verzagen, sondern Tatkraft, Wärme und Fröhlichkeit ausstrahlen. 

Horizonte in Uganda

Manchmal ergeben sich neue Wege, wenn man dafür bereit ist! 

 Seit Jahren stehe ich mit einem Mitspieler beim Volleyball in Kontakt, der aus Uganda stammt. Sein Vater und seine Mutter leiten in der Stadt Masaka jeweils eine Schule.

Unser Freund James, der dort Computerwissenschaft studiert hat, verdient Geld in  3 Jobs, um dort allen in der Verwandtschaft zu helfen. Denn das Land ist arm und reich zugleich. Viele junge Menschen sind hungrig nach Bildung, welche weitgehend in Privatschulen organisiert ist.

Leider mussten  alle Schulen in Uganda in den letzten 2 Jahren aufgrund restriktiver Covid-Politik seitens des Staates geschlossen bleiben. Dies war für alle ein Desaster in Bezug auf Lernen, die Betreuung der Kinder und die finanzielle Situation aller Beteiligten.

 

Wie hält man so eine Schule am Leben? Wie halten sich die Menschen über Wasser?

Nichtsdestotrotz sagt James: „Wir leben dort frei und genießen jeden guten Moment. Ihr Europäer habt die Uhr, wir die Zeit.“

Meine Famile ist gespannt auf die vielen Begegnungen und wir haben im Vorfeld gute Unterstützung erhalten. So viele kleine Sportgeräte vom TV-Rottenburg, Kleidung von Freunden, tolle Lernspiele von Haba, Stifte und Schreibutensilien der Stiftung „Stifte stiften“, Seifenblasen von Pustefix als Geschenk für Weihnachten.

Ich freue mich darauf, den Kindern der Familie  Schwimmunterricht zu geben. Doch nicht in Seen (Bilharziose!), sondern im Pool eines Hotels.

Wir sind eingeladen auf eine Hochzeit, nehmen an Gottesdiensten teil und werden sicherlich vieles vor Ort erleben. Zwei Safaris mit Freunden sind geplant – zum Viktoriasee und in Nationalparks.

Also eine Reise, die bildet und uns hoffentlich mit vielen Erkenntnissen bereichert. Mehr Berichte dazu demnächst auf diesem Blog!